Kleine Flüchtlinge lernen schwimmen - BM 6. Januar 2017

Von Wolfgang Weitzdörfer (Bergische Morgenpost)

In einem Angebot von DLRG und Bündnis 90/Die Grünen lernen 26 Flüchtlingskinder und -jugendliche schwimmen. Die Kurse werden auch 2017 fortgesetzt. Sie finden an jedem Donnerstag im Hückeswagener Bürgerbad statt.

Es ist Donnerstagnachmittag, Shirley Finster steht im Eingangsbereich des Bürgerbads, eine mehrseitige Liste vor sich. Sie hakt gewissenhaft einen Namen nach dem anderen ab. Um sie herum wuselt es, jede Menge kleiner und größerer Kinder, teils mit Eltern, sind ebenfalls da und nennen auf Nachfrage ihre Namen. Es sind vor allem afghanische, syrische oder albanische Namen.

Denn die Vorsitzende des Ortsverbands von Bündnis 90/Die Grünen organisiert seit einem guten Jahr die Schwimmkurse für Flüchtlingskinder. "Das läuft in enger Zusammenarbeit mit der DLRG", sagt Finster. Als in der Partei überlegt wurde, in der Flüchtlingskrise 2015 etwas Produktives beizutragen, sei Sport ein Thema gewesen. "Dazu kommt, dass uns als Fraktion das Bürgerbad sehr am Herzen liegt." Aus eigener Erfahrung sei sie dann auf die DLRG gekommen: "Meine Söhne haben beide mit der DLRG das Schwimmen gelernt. Da war es naheliegend, zusammenzuarbeiten", sagt die Ratsfrau der Grünen.

Im November 2015 sei es mit ersten Vorgesprächen an die Planung des Angebots gegangen. "Inhaltlich kümmert sich die DLRG, da sind wir als Partei raus. Für uns ging es in erster Linie um die Finanzierung und Koordinierung des Angebots", erläutert die Grünen-Politikerin. Denn weder sollten der DLRG Kosten entstehen, noch sollte das Bürgerbad die Schwimmschüler einfach so durchwinken. "Also mussten wir Sponsoren finden, was uns für 2016 auch geglückt ist", sagt Finster. "Alle sind übrigens auch für 2017 wieder mit dabei: Es sind die Firmen Hoeganaes und ProrollEdeka Byhahn, Getränke Lorse, Möbel Happel und die BEW." Zudem habe man von der BEW für jedes Kind ein Badehandtuch bekommen und von der Kleiderkammer einen großen Fundus an Badekleidung: "So war zum Beginn des Schwimmkursus jedes Kind versorgt", erzählt Finster.

Nachdem die Finanzierung und das Drumherum geklärt waren, wurde Werbung gemacht: "Es gab einen Flyer auf Arabisch, der an den Schulen, vom Flüchtlingsnetzwerk und bei den Deutschkursen verteilt wurde", erinnert sie sich. "In den Osterferien haben wir den Familien das Bürgerbad gezeigt." Denn die Flüchtlinge hatten teils noch nie ein Schwimmbad gesehen. Nach den Ferien startete dann der erste Kursus. Zunächst auf einer Bahn, bald auf zweien. Mittlerweile gibt es viele verschiedene Kurse - vom absoluten Anfänger bis zum Schwimmabzeichen in Gold. "Wir haben mit zehn Teilnehmern angefangen, heute sind es 26 - und auf der Warteliste stehen noch 17 weitere", sagt Finster.

Seit September gebe es auch einen Kursus für junge Erwachsene. Zu den Kursen kämen sowohl Jungen als auch Mädchen, auffällig sei jedoch: "Je älter sie werden, desto öfter bleiben uns die Mädchen weg. Teils fühlten sie sich nicht wohl, manchen sei es aber auch von den Eltern verboten worden. Ziel der Kurse sei natürlich, schwimmen zu lernen, aber durchaus auch die Bindung der Kinder an die DLRG", sagt Shirley Finster.

Die achtjährige Fatima kommt aus Albanien und ist von Anfang an dabei. Sie freut sich jede Woche auf den Kursus: "Manchmal haben meine Eltern einen Termin, dann wird es knapp. Dann muss sich mein Papa ganz doll beeilen, dass wir es noch ins Bürgerbad schaffen", sagt Fatima. Sie mag ihre Schwimmlehrer, weil sie ihr genau erklären, was sie machen muss, damit sie nicht untergeht: "Wir machen viele Spiele, springen ins Wasser oder können auch auf die Rutsche gehen." Ihr sechsjähriger Bruder Jusuf fängt gerade mit dem Schwimmen an: "Er ist noch ein echter Anfänger", urteilt Fatima, dreht sich um und läuft lachend den anderen Schwimmschülern hinterher.

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