Rot-grüner Jubel

Im Herbst, nach der Bundestagswahl, jubelten noch CDU und FDP. Vor allem bei der SPD saß der Frust sehr tief. Sonntag nach der Landtagswahl war's entgegengesetzt – und am meisten strahlte Shirley Finster von den Grünen.

Als die dritte ARD-Hochrechnung um kurz nach 19 Uhr über den Bildschirm flimmerte, hielt es Shirley Finster nicht mehr auf ihrem Stuhl in der Glashalle des GBS-Hauses. Dort hatte die Stadt einen Wahlservice mit Beamer und Leinwand aufgebaut. Die vor einigen Wochen neu gewählte Vorsitzende der Hückeswagener Grünen eilte in die benachbarte "Hosteria" und kam kurze Zeit später mit einigen Gläsern Sekt für ihre Parteifreunde zurück, um die 12,5 Prozent für ihre Partei zu feiern. "Wir haben echt gekämpft", sagte sie mit Blick auf den Wahlkampf der Grünen am Ort. Ein zweistelliges Ergebnis hatte sie erwartet, "auf ein Ergebnis ab zwölf Prozent habe ich gehofft", meinte sie überglücklich.

Jetzt ist Finsters größter Wunsch – natürlich – eine rot-grüne Koalition in Düsseldorf. Sollte es dazu aber nicht reichen, sei auch eine gemeinsame Koalition mit den Linken "eine Möglichkeit". Doch auch Schwarz-Rot könnte sich Shirley Finster vorstellen: "Das sind beides Parteien, die regieren wollen. Und ich weiß nicht, wie groß bei ihnen die Liebe zur Macht ist." Sollte es tatsächlich eine Große Koalition geben, "dann wäre das eine herbe Enttäuschung".

Das Lächeln verschwand auch bei Horst Fink nicht mehr aus dem Gesicht. "Wir haben in den vorigen Jahren dermaßen Prügel bekommen, dass dieses Ergebnis richtiggehend beflügelnd wirkt", bekannte der SPD-Ortsvereinsvorsitzende. Für ihn steht fest, dass Hannelore Kraft nun die neue Ministerpräsidentin werden wird. "Die CDU und Rüttgers sind abgewählt worden." Fink hofft nun auf Rot-Grün, "zur Not muss es mit den Linken gehen. Wichtig ist, dass wir jetzt eine andere Bildungspolitik bekommen."

In dem schwarzen Desaster sah CDU-Fraktionschef Horst Schreiber gestern immerhin etwas Positives: "Unser erstes Wahlziel haben wir erreicht: Peter Biesenbach ist wieder im Landtag." Das war's dann mit seiner Freude, denn das zweite Wahlziel – eine Neuauflage von Schwarz-Gelb – sei nicht erreicht worden. Als verantwortlich für das schlechte Wahlergebnis der Koalition bezeichnete Schreiber die FDP "und ihren Strohfeuer-Mann Westerwelle". Er hofft nun auf eine Große Koalition. Sollte es zu Rot-Grün im Landtag kommen, sei das das geringere Übel. Einem möglichen rot-rot-grünen Bündnis mit den Linken sehe er mit Grausen entgegen: "Die Linken sind für mich genauso extrem wie Pro NRW." Für Jörg von Polheim war's einfach nur "ein katastrophales Ergebnis. Ich hätte nicht mit solchen CDU-Verlusten gerechnet", musste der FDP-Fraktionschef im Stadtrat eingestehen. Seine Partei habe ein blaues Auge erhalten, die CDU sei niedergeschlagen worden. Er weiß, dass die nächste Landesregierung ohne Liberale sein wird. "Ich hoffe jetzt, dass es nicht Rot-Rot-Grün wird, denn das täte dem Land überhaupt nicht gut."

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